Friendly Fire Pressetext

Die musikalische Antwort auf den weltweiten Vormarsch der Infotainment-Formate im Print- und Fernsehbereich kommt aus München: Zwischen Hörbüchern und Konzeptalben besetzt der Musiker und Produzent Lennart eine Nische, die Wissen und Musik miteinander vereint. In der Tradition moderner Popkultur wirft er einen emotionalen Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Irakkriegs und fasst die wesentlichen Fakten zusammen. Das Ergebnis der multikulturellen Doppel-CD kann sich hören lassen: Denn "Popumentary: Friendly Fire" hat alles, was gute Musik ausmacht - und ist trotzdem anders.

Popumentary: Wissen bunt verpackt

"Die Idee ist eigentlich nicht neu", stellt Lennart fest und verweist auf den Aufbau typischer Konzeptalben. "Der Unterschied ist, dass ich das Prinzip einer Wissenssendung damit verknüpfe. Fernsehen ist eigentlich Pop, will nur unterhalten. Manche Formate schaffen es aber, trotzdem Wissen zu vermitteln. Mit diesem Prinzip wollte ich meine Message in die Popmusik einbringen. Frei nach dem Motto: Hör mir zu, ich unterhalte dich dabei." In langen Studiosessions kreierte er also mit einer gut durchdachten Mischung aus Popmusik und Dokumentation das neue Genre "Popumentary", das eine klaffende Lücke schließt: Auf emotionaler Ebene vermittelt es geballtes Wissen mit Unterhaltungsfaktor und schafft so eine gelungene Alternative zu seichten Casting-Compilations und trockenen Hörbüchern. Wie Michael Moores "Bowling For Columbine" mehr ist als nur trockene Dokumentation, besticht auch "Friendly Fire" mit Momenten, die in Erinnerung bleiben. Ein seriöser Lauschangriff, der von urkomisch bis todtraurig wirklich alles bietet. "Man kann bewusst zuhören oder nebenbei entspannen", erklärt Lennart. "Eine Anmoderation vermittelt das Hintergrundwissen, die Songs selbst bedienen mit Fakten und O-Tönen die emotionale Ebene. Man muss die übersättigte Masse zum Zuhören bewegen. Mit einer CD-ROM voll nüchternen Fakten funktioniert das nicht mehr." Dabei weiß er genau, von was er spricht: Denn neben seiner nunmehr fünfzehnjährigen Tätigkeit als Musikproduzent leitet Roman "Lennart" Bichler die Produktion beim erfolgreichen Wissensformat "Welt der Wunder" und sieht sich tagtäglich mit der unterhaltsamen Vermittlung von Wissen konfrontiert. "Wir leben in einem chaotischen Informationszeitalter, das uns mit News überflutet. Das Publikum ist dankbar, wenn man die wesentlichen Fakten interessant zusammenfasst."

Entsprechend nützlich waren ihm diese langjährigen Erfahrungen bei der Auswahl und Recherche der angesprochenen Themeninhalte. "Über einen Zeitraum von drei Monaten habe ich das Internet durchforstet und mit Militärhistorikern sowie Kriegsberichterstattern gesprochen. Mir war wichtig, jegliche Falschinformation auszumerzen und Infos aus erster Hand zu bekommen." Es war die Mühe wert: Denn heraus kam das erste Doppelalbum der neuen "Popumentary"-Reihe.

"Friendly Fire"

"Friendly Fire" beleuchtet die verschiedenen Facetten des Irakkriegs, angefangen beim Propagandageschick der Politiker, bis hin zu den blutigen Kriegskämpfen in Bagdad. "Die Platte ist ein Kaleidoskop der Ursachen, der Beteiligten und der Rolle der Medienmaschinerie. Ein großes Thema ist die Achse zwischen 9/11 und dem Irakkrieg. Dabei lassen wir auch die Opfer zu Wort kommen. Dennoch erhebe ich nicht den Anspruch, geheime Sachverhalte zu veröffentlichen."

Doch wie kommt ein Normalbürger auf das komplexe Thema einer "Popumentary"? Lennart blickt ernst zu Boden. "Ich saß beim Italiener, als der Einmarschbefehl der amerikanischen Führungsspitze verkündet wurde." In diesem Moment hatte ich das dringende Bedürfnis, Nein zu schreien. Nein zu dem Einmarschbefehl. Nein zu den Gründen, die für diesen Krieg vorgeschoben wurden." Er macht eine lange Pause, fährt dann nachdenklich fort. "Ich bin Pazifist und habe noch nie im Zorn oder auch nur im Spaß die Hand gegen einen Mitmenschen erhoben. Vielleicht war ich deswegen so berührt."

Noch am selben Abend machte sich Lennart an die Arbeit. In einem neunmonatigen Arbeitsprozess schuf er zusammen mit einem multikulturellen Ensemble von über dreißig Beteiligten ein Ausdrucksmittel, das vor allem durch seine gut durchdachte Varianz besticht. Dabei bilden elektronische Popelemente die Basis der vielschichtigen Variation. Arabische Musik reiht sich an Pop und Nu Metal und vermittelt trotzdem die Harmonie eines einheitlichen Ganzen. "Ich habe darauf geachtet, dass der Klangteppich trotz stilistischer Unterschiede gleich bleibt. So ist z.B. "Just A Bomb" nicht lupenreiner Metal, sondern spielt mit dem Genre, genauso wie die anderen Songs."

Faszination Wissen

Dass er die Platte anfangs sogar aus eigenen Mitteln finanzierte, zeugt von seiner starken Leidenschaft für das Thema. "Erfolg wäre natürlich schön, ist aber nicht so wichtig. Ich habe die Platte für mich selbst produziert, für die Sache an sich und für die Leute auf der Straße." Das ganze mitwirkende Team war davon so beeindruckt, dass es ihn nicht nur aus vollen Kräften unterstützte, sondern am Ende auf den Großteil der Gage verzichtete. Die arabischen Musiker Alaa Karim und Abu Hassan haben (zum Beispiel-) extra für die Platte den Song "Inte Ween" geschrieben. Es war ihr dringendes Bedürfnis, ihren Teil beizutragen und von den Zuständen in ihrer Heimat zu berichten." Trotz all der kulturellen Unterschiede ist "Friendly Fire" Pop genug, um allen zu gefallen. "Von sechzehn bis sechzig Jahren wird jeder bedient", verspricht Lennart. "Auch im Schulunterricht ist die Platte gut denkbar. Hier

werden ausschließlich Fakten zu einer Geschichte zusammengeführt und keine wilden Behauptungen aufgestellt."

Angestachelt von dieser Faszination nach Wissen arbeitet Lennart bereits an neuen "Popumentaries". "Mein nächstes Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit "Amnesty International" und behandelt das Thema Todesstrafe. In Planung ist auch das jüngste Problemkind unserer Zeit - Globalisierung". Abschließend fasst er zusammen: "Mit "Friendly Fire" bin ich nun an einem Punkt angelangt, den ich auch in Zukunft weiterverfolgen möchte- „Popumentaries“ zu global brisanten Themen"

Schön zu wissen und zu hören. Wir bleiben gespannt.

Johannes Bonke